Es ist ein Fortschritt!


Es ist ein Fortschritt!

Vor einigen Tagen habe ich auf Twitter und auch hier angekündigt, dass ich bald einen Post zu meinem neuen "Projekt" verfassen werde. Und versprochen ist nun mal versprochen (und wird nicht gebrochen).
Projekt ist ein ziemlich hochtrabendes Wort dafür, was ich an meinem Leben verändert habe. Viele von Euch Lesern werden wahrscheinlich ganz furchtbar lachen, wenn ich davon berichte. Denn für die meisten ist das, wozu ich mich täglich überwinde, überhaupt keine Herausforderung. Sondern das ganz normale, tägliche Leben.

Was habe ich denn nun eigentlich verändert?

Ich habe festgestellt, wir sehr ich mich von anderen Menschen fernhalte. Habe das immer wieder begründet, zu rechtfertigen versucht. Anhand von Aussagen der Menschen in meinem Umfeld "beschlossen", dass sie mich ohnehin nicht verstehen würden und dieser Rückzug in mein Schneckenhaus lediglich eine Schutzmaßnahme ist.

Aber es ist auch wirklich einsam.

Und deshalb habe ich beschlossen: Ich muss mehr unter Menschen. Seit gut einer Woche arbeite ich täglich daran. Bewältige mühsam kleinere und größere Herausforderungen. Angefangen damit, dass ich Blicken nicht mehr ausweiche, sondern sie erwidere. Dass ich andere Menschen anlächele. Mit Kommilitonen WhatsApp-Nachrichten austausche, ohne dass es um gemeinsame Gruppenprojekte geht.

Doch es gehört noch mehr dazu. Ich spreche hin und wieder von mir aus Menschen an. Es kostet mich viel Überwindung, aber ich tue es. Ich habe auf verschiedenen Wegen Menschen kontaktiert, die ich früher einmal kannte. Und ich war letzten Freitag feiern. Ja. Ich. War. Freiwillig. Feiern. Ohne dass meine Freundinnen in der Stadt waren! Ich habe begriffen, dass man sich auch mit Menschen abgeben kann, die nicht zu den engsten Vertrauten zählen. Und das Verrückte: Es hat sich bislang ausgezahlt. Niemand hat mich komisch angeguckt, sondern alle haben sich über die Kontaktaufnahme gefreut. Selbst umgekehrt funktioniert es: Seit ich andere Menschen anspreche, werde ich auch selbst öfter angesprochen. Zwar meist nicht so, wie ich es mir wünschen würde, aber man kann ja nicht alles haben.

Woher der Sinneswandel kommt? Ich habe begriffen, dass ich nicht ewig passiv dasitzen und darauf warten kann, dass es besser wird. Stattdessen muss ich versuchen, selbst die Initiative zu ergreifen. Es klappt nicht immer und das ist auch okay. Es reicht schon, wenn es ab und zu funktioniert. Denn Menschen ändern sich. Ich ändere mich und dasselbe tun auch andere. Und ich glaube, dass es unfair ist, ihnen ihre Aussagen von vor ein paar Wochen und Monaten vorzuhalten, um vor mir selbst zu rechtfertigen, dass ich mich von ihnen absondere. Ich weiß nicht, ob mein Ich von vor ein oder zwei Jahren diesen Zustand verstanden hätte, den ich heute mit mir herumschleppe (ich glaube, dass es so gewesen wäre. Aber ist ja auch egal).

Ich werde allen um mich rum eine Chance geben, mich selbst eingeschlossen. Das ist ein Fortschritt. Nein, ich werde damit keine Bäume ausreißen und meine belastete Seele im Nullkommanichts heilen. Aber: Es ist ein Fortschritt und das ist prinzipiell positiv. Ein Schritt in die richtige Richtung. Noch ein paar mehr und ich befinde mich auf einem guten Weg.

Ja, es ist ein Fortschritt!!!

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